Gegen Atomkraft – Berlin, Berlin, wir waren in Berlin

Britt Wischhusen auf der Anti-Atom-Demo in Berlin

Auch die Laatzener Grünen waren auf der großen bundesweiten Anti-Atomkraft-Demo am 05.09.2009 in Berlin vertreten. Gemeinsam mit 50.000 Atomkraftgegnern aus ganz Deutschland demonstrierten wir gegen den drohenden Ausstieg aus dem Atomausstieg im Falle einer schwarz-gelben Mehrheit nach der Bundestagswahl.

Mit einem der drei grünen Sonderbusse fuhren wir am 5. September vom ZOB in Hannover aus nach Berlin. Am dortigen Hauptbahnhof trafen und versammelten sich die Teilnehmer der großen bundesweiten Anti-Atomkraft-Demo, und von dort aus startete der Demonstrationszug durch Berlin-Mitte, vorbei am Regierungsviertel, dem Reichstag und schließlich zum Brandenburger Tor. Dort wurde friedlich weiter demonstriert. Die Atmosphäre bei gutem Wetter, neben den vielen Protest-Treckern aus Gorleben und anderen Gebieten, war angenehm, denn wir waren unter Menschen, die auch Sorge haben, dass eine mögliche schwarz-gelbe Regierung den Ausstieg aus der Kernenergie rückgängig macht und wieder auf diese gefährliche, zutiefst unverantwortliche Risikotechnologie setzt. Etwa 50.000 Protestierende aus dem gesamten Bundesgebiet wollen das jedoch nicht mit sich machen lassen und sagen: Atomkraft – nein danke! Die Anti-Atom-Bewegung ist wieder da! Die Demo war ein Erfolg – keine Frage! Die Medien berichteten umfangreich darüber. Eins ging mir jedoch auf der Rückfahrt durch den Kopf – ähnlich wie im letzten Jahr nach der Demo in Gorleben, auf der wir als Laatzener Grüne ebenfalls dabei waren (Britt Wischhusen und Andreas Quasten) -: 50.000 Menschen sind eine Menge. Laatzen hat weniger Einwohner. Aber beim Bundesliga-Heimspiel von Hertha BSC gegen Hannover 96 waren vermutlich mehr Menschen im Stadion. Die Teilnehmerzahl so einer Demo ist also relativ groß – oder eben nicht! In Gorleben im vergangenen November waren 15.000 Menschen. Auch das war eine bundesweite Demo. Und auch die war ein Erfolg. Ich bin jedoch sicher: Ein Zeichen, bei dem den Atomkraftbefürwortern in Berlin und Hannover tatsächlich mulmig würde, wären Teilnehmerzahlen, die um ein Vielfaches höher lägen. Aber Britt und ich waren froh, dass wir in Berlin wieder dabei waren. Und wir blieben sogar etwas länger als die meisten anderen Grünen aus der Region Hannover und fuhren nicht mit dem Sonderbus zurück. Das war uns einfach zu früh. Wir entschieden uns spontan, noch eine Weile am Brandenburger Tor zu bleiben, bis die Demo offiziell beendet wurde, und nahmen dann eben die Bahn. Dadurch kamen wir erst nachts wieder in Laatzen an, aber das war es wert. Unbedingt! „Wenn die Welt eine Bank wäre, hättet Ihr sie längst gerettet!“ Das war auf einem Transparent während der Demo zu lesen. Also auch die Weltfinanz- und Wirtschaftskrise war irgendwie präsent am 5. September. Wenn auch ironisch gemeint. Uns als Grünen ist jedoch wichtig, dass die Themen Umwelt, Klimaschutz und Energiepolitik einschließlich eines Festhaltens am Atomausstieg, wie er zur Zeit von Rot-Grün ausgehandelt und beschlossen wurde, auch und gerade in Zeiten einer ökonomischen Krise nicht aus dem Blickfeld geraten. Letztlich ist nämlich die Klimakrise viel bedrohlicher. Von den Folgen des Klimawandels kann sich die Erde nicht so leicht wieder erholen wie eine Gesellschaft und Industrienation von einer Wirtschaftskrise – so belastend diese auch sein mag. Die Ozonschicht ist wichtiger als ein Automobilkonzern. Und die Gefahren, die von der Atomkraft ausgehen, sind so massiv, dass jedes „Restrisiko“ auf lange Sicht auszuschalten ist. Denn absolut sicher ist kein AKW. „Sicher ist nur das Risiko!“ Wer von den Politikern, die sich für den Erhalt der Atomkraft einsetzen, wie Herr Sander in Niedersachsen, würde den Neubau eines Atomkraftwerkes in seinem Wahlkreis (also in Holzminden) propagieren? Warum eigentlich nicht? Wenn deutsche AKWs dermaßen sicher sind… Von den Problemen der Atommüll-Entsorgung ganz zu schweigen. Wie stand es auch auf vielen Schildern in Berlin: „Gorleben ist überall“, „Krümmel ist überall“, „Grohnde ist überall“, „Gundremmingen ist überall“. Bleibt nur zu hoffen, dass auf der nächsten Demo noch mehr Teilnehmer dabei sind und – am besten grüne – Farbe bekennen. Sollte es nach der Bundestagswahl tatsächlich eine Mehrheit für eine Pro-Atom-Politik geben, dann muss der Protest gegen eine solche Politik noch viel lauter werden. Wir hoffen und kämpfen dafür, dass es nicht dazu kommt. (Andreas Quasten)